Israelsonntag der Kirchen

Beschreibung

Zwischen dem 17. Tammus und dem 9. Aw im jüdischen Kalender findet eine [Trauerperiode][1] von etwa drei Wochen statt, weil in dieser Zeit das jüdische Volk immer wieder von Katastrophen betroffen wurde: nach der Tradition wurden sowohl der erste als auch der zweite [Tempel][2] in [Jerusalem][3] [Jerusalem][3]  586 v.u.Z. bzw. 70 u.Z. am 9. Aw zerstört, außerdem fanden immer wieder [Pogrome][4] und Vertreibungen an diesem Tag statt. Die evangelischen Kirchen Deutschlands beziehen sich ebenfalls auf diese Ereignisse, wenn sie am 10. Sonntag nach Trinitatis (11. Sonntag nach Pfingsten) den „Israelsonntag“ begehen.

Vom Mittelalter bis in die 1960er Jahre hinein wurde dieser Tag „Judensonntag“ genannt. Lukas 19,41-48, das Weinen von Jesus über Jerusalem, war der übliche Lesetext. Dieser Abschnitt des Lukasevangeliums wurde so interpretiert, dass die Juden ihr Heiligtum, den Tempel, als Strafe für die Tötung ihres Messias verloren hatten, darum auch Jerusalem zerstört und das jüdische Volk in alle Welt zerstreut wurde. Früher wurde dieser Tag genutzt, um Juden – als vermeintlich einzig möglicher Weg zu ihrer Rettung – zur christlichen Taufe zu bewegen. Da dieser Weg freilich so gut wie nie gewählt wurde, waren Zwangsbekehrungen und Pogrome die Folge. Heute wird der Israelsonntag als Aufruf zur Buße und Umkehr an die Christen verstanden, die Schuld der Kirchen bei Verfolgung und Ermordung der Juden zu erinnern sowie Antisemitismus und Rassismus entgegen zu treten. Das Neue Testament und die Kirche werden nun als Teile der Glaubensgeschichte von Gott mit Gottes Volk gesehen. Dementsprechend wird jetzt meist Markus 12,28-34 als Evangeliumslesung gewählt, ein Text, in dem Jesus das „Schma Israel“, das Glaubensbekenntnis Israels, bekräftigt. Die liturgische Farbe ist Violett, die Farbe für Buße und die Bitte um Vergebung.


[1]: "Trauerperiode der drei Wochen"

[2]: "Tempel"

[3]: "Jerusalem"

[4]: "Pogrom"