Liberales Judentum / Progressives Judentum / Reformjudentum
Das Liberale Judentum ist ein Paradebeispiel für die bunte Vielfalt der Strömungen im Judentum, die regional unterschiedlich und aus den jeweiligen geschichtlichen Voraussetzungen heraus entstanden sind. Die Ursprünge dieser Bewegung liegen in Deutschland und gehen hier u.a. auf Abraham Geiger zurück. Heute gibt es verschiedene Reformgruppen oder auch liberale oder progressive Gruppen, die sich unter einem Dachverband, der Weltunion für progressives Judentum, vereinen. Mitglieder dieser verschiedenen Gruppen unterteilen die Gebote des Judentums in ethische und rituelle Gesetze. Erstere werden als zeitlos verstanden, letztere als etwas, was den jeweiligen Umständen angepasst werden muss. Anders als in der [Orthodoxie][1] versteht man Offenbarung nicht als einmalig und unveränderlich ([Tora][2]) sondern als ständig stattfindender Dialog zwischen Gott und den Menschen. Wie im [Konservativen Judentum][3] können die heiligen Schriften durch wissenschaftliche Methoden wie die [Exegese][4] ausgelegt werden. Die Liturgie der liberalen Gemeinden ist eine Mischung aus Hebräisch und der jeweiligen Landessprache, Musikinstrumente sind erlaubt. Mann und Frau werden als gleichberechtigt verstanden, Frauen können heute selbstverständlich Rabbinerinnen werden. In den USA hat die Richtung des „Reform Judaism“ die meisten Mitglieder, dort werden Kinder als jüdisch anerkannt, wenn sie nur eine jüdische Mutter oder nur einen jüdischen Vater haben. In Deutschland gibt es rund 20 liberale Gemeinden. Auch das Abraham-Geiger-Kolleg, ein Rabbinerseminar, rechnet sich dieser Bewegung zu. Im Staat Israel hingegen bildet das Liberale Judentum eine verschwindend kleine Minderheit.