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Die Erfurter Menora

Bildungsangebot für Gymnasien, Regelschulen und Berufliche Schulen des Freistaates Thüringen


Die Schulprojektreihe 2020-2021 zum Themenjahr „Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen“ war ein neues Angebot der Landeszentrale für Politische Bildung, das gemeinsam mit dem Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.“ entwickelt wurde. In dieser Schulprojektreihe richtete sich der  Blick auf das jüdische Leben in Thüringen, insbesondere in Erfurt und hier mit dem Schwerpunkt „20. Jahrhundert“. Im Fokus stand der „Erfurter Leuchter“, eine Menora, die zu DDR-Zeiten vom Projektleiter entdeckt wurde und heute eines der wichtigsten Exponate in der Kleinen Synagoge ist:


"Den Leuchter haben wir 1972 bei einer privaten Exkursion in einem der Gänge unter dem Predigerkloster gefunden. Dort lag er unverpackt in einer der Nischen auf der Erde – augenscheinlich zurückgelassen. … In dieses Gangsystem gelangte man damals durch den Heizungskeller der Predigerkirche – … möglicherweise waren die Gänge in der Nazizeit noch begehbar. Jedenfalls handelt es sich um ein ideales Versteck, nicht nur für jüdische Kultgegenstände, sondern auch für Menschen… ." – aus der Beschreibung des Leuchters


Von diesem konkreten Gegenstand ausgehend lernten die Projektteilnehmer*innen jüdisches Leben in Erfurt zu DDR-Zeiten und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kennen. In der Ergebnisphase wurden Fragen nach den Wirkungen des jüdischen Lebens bis in unsere Gegenwart hinein gestellt und gemeinsam mit den Jugendlichen nach Antworten gesucht.


Bei vier thematischen Schwerpunkten war der Projektleiter Lothar Tautz (Religions- und Sozialkundelehrer) direkter Zeitzeuge: Zur „Alten Synagoge“, weil er als Schuljunge im Keller der „Feuerkugel“ (also im unerkannten Gebetsraum der Synagoge) Kegel aufgestellt hat, weil er die „Erfurter Hetzjagd“ miterlebt hat und Mit-Entdecker der Menora ist. Außerdem hat er im Schwermaschinenbau „Henry Pels“ seine Berufsausbildung gemacht. Dieser biographische Hintergrund ermöglichte einen didaktischen und methodischen Ansatz des Unterrichts, der der „Existentiellen Pädagogik“ folgt und sich schon bei den Schulprojektreihen mit der Landeszentrale zur DDR-Geschichte bewährt hat. 


Format: Projekttag am außerschulischen Lernort
Zeitraum: Oktober 2020 (42. KW.) bis November 2021
Dauer: 3 Doppelstunden (ca. 9:00-14:00 Uhr)
Projektorte: Alte und Kleine Synagoge Erfurt, Exkursionsziele in der Erfurter Altstadt 
Zielgruppe: Jugendliche aus Mittelthüringen aller Schulformen (8.-12. Klassenstufe)


Module in Auswahl:


  • Führung durch die „Alte Synagoge“
  • Spurensuche in der „Feuerkugel“ (zu DDR-Zeiten Kegelbahn der Gaststätte in den Kellerräumen der Synagoge!)
  • Geführter Gang zur Predigerkirche (Fundort der Menora)
  • Geführter Gang zur „Kleinen Synagoge“
  • Vortrag im Saal: „Jüdisches Leben in Erfurt im 20. Jahrhundert und heute“
  • Gruppenarbeiten: Portraits von Kurt Luis Hess und Henry Pels, Die Zerstörung der Großen Synagoge 1938, der „Erfurter Leuchter“, die Erfurter Hetzjagd 1975, Die jüdische Gemeinde heute, Verschwörungstheorien in Vergangenheit und Gegenwart 
  • Präsentation der Arbeitsergebnisse

Ansprechpartner: Lothar Tautz (info@lothartautz.de)



Zum Podcast

Ein Podcast im Rahmen des Themenjahrs „Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen“ von Lothar Tautz mit Tobias Bassenge als Moderator und Produzent und Dr. Ronen Pinkas als Special Guest. Gemeinsam mit dem Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ e.V. führt die Landeszentrale für politische Bildung seit 2013 Schulprojekte mit dem Religionspädagogen und Sozialkundelehrer Lothar Tautz durch. In der im Podcast vorgestellten aktuellen Schulprojektreihe richten wir den Blick auf das jüdische Leben in Thüringen, insbesondere auf Erfurts jüdisches Erbe, wofür die Stadt gerade den Antrag auf den UNESCO-Welterbetitel gestellt hat. Im Podcast stellt Lothar Tautz in seiner ihm eigenen Art das Schulprojekt vor. Im Fokus steht der „Erfurter Leuchter“, eine Menora, die einer jüdischen Familie gehörte, die bis zu den Verfolgungen der

Nationalsozialisten in der Erfurter Altstadt wohnte. Die Menora wurde zu DDR-Zeiten vom Projektleiter entdeckt und ist heute eines der wichtigsten Ausstellungsstücke in der Kleinen Synagoge. Sachverständige Verstärkung für das Gespräch hat er sich mit Dr. Ronen Pinkas aus Haifa, seit 2018 Dozent an der Uni Potsdam, geholt. Den musikalischen Auftakt gibt die israelische Folk-Gruppe „The Parvarim“ mit „Hevenu Schalom Alechem“. Bei Interesse am Projekt, das seit Oktober 2020 in der Alten und Kleinen Synagoge durchgeführt wird, wenden Sie sich bitte an Frau Ursula Nirsberger: Ursula.Nirsberger@tsk.thueringen.de