
Fotografie ©: Jan Kobel
Altenburg und die SS – der Testlauf „Polenaktion“
Für viele Familien der nach 1860 wieder entstandenen jüdischen Gemeinde war bereits der 28. Oktober 1938 der Tag ihrer Beraubung und Vertreibung aus Altenburg. Ihre Vorfahren waren einst aus Polen oder Galizien eingewandert, die Nationalsozialisten schoben diese doppelt stigmatisierten Jüdinnen und Juden im ganzen Deutschen Reich ohne Vorwarnung im Rahmen der „Polenaktion“ ab. An diesem Tag wurden sie aus ihren Wohnungen geholt und im Gefängnis nahe der Brüderkirche festgesetzt. Die SS brachte sie in Sammeltransporten an die polnische Grenze in Oberschlesien. Von dort trieben sie die Menschen zu Fuß nach Polen. Von polnischer Seite wurde den Juden der Zutritt verwehrt, eine Rückkehr auf die ße. Das Gebäude wurde erst nach der Wende abgerissen. Unter neu geordneten räumlichen Bedingungen entstand ein Wohngebiet mit Gedenktafel.
Marianne Cohn führte ab 1890 mit ihrem Ehemann Sally Bucky das Kaufhaus M. & S. Cohn, später übernahm der Schwiegersohn Albert Levy das Geschäft. Die meisten Familienmitglieder wurden ermordet. Erst nach 1990 bekamen die Nachfahren ihre Villa in der Rudolf-Breitscheid-Straße zurück – und schenkte das Gebäude dem Evangelisch-Lutherischen Magdalenenstift, das dort eine Suchtklinik betreibt. Im Jahr 2017 entstand in einer Zusammenarbeit von Bürgerinnen und Bürgern Altenburgs, Theater & Philharmonie Thüringen und dem Yoram Loewenstein Performing Arts Studio Tel Aviv das Theaterstück Cohn Bucky Levy – Der Verlust.
Fotografie ©: Jan Kobel