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Chanukka

Das jüdische Lichterfest Chanukka geht vom Wort her auf die Begriffe „Weihung“ oder „Einweihung“ zurück und erinnert Jüdinnen und Juden an die Geschehnisse um das Jahr 164 vor der Zeitenwende. Zur damaligen Zeit war es den Juden verboten, ihre Religion frei auszuüben. Die griechischen Machthaber unter Antiochus IV. hatten ihnen verboten, Gottesdienste zu feiern oder [Tora][1] zu studieren. Auf diese Unterdrückung antwortete die jüdische Makkabäerrevolte, benannt nach ihrem Anführer Judas Makkabäus. Als die Juden siegten und der [Tempel][2] in [Jerusalem][3]  wieder Gott geweiht war, wurde ein Leuchter mit geweihtem Öl entzündet. Von solchem Öl gab es jedoch nur noch einen Vorrat für einen Tag. Der Tradition zufolge, brannte der Leuchter aber acht Tage lang, bis neues geweihtes Öl hergestellt werden konnte. Dieses Wunder und die Ereignisse des ersten Chanukka werden von jüdischen Familien jährlich festlich begangen und erinnert. Im Mittelpunkt steht dabei der Chanukka-Leuchter, der jeden Abend, eine Kerze nach der anderen und immer eine mehr, angezündet wird. Daher besitzt der Chanukka-Leuchter acht Arme und einen weiteren mit dem „Diener“ – das ist die Kerze, mit deren Hilfe die eigentlichen Chanukka-Lichter entzündet werden. Außerdem wird gebetet, gesungen, man spielt mit dem [Dreidel][4] und isst besondere, in Öl gebackene Speisen wie Kartoffelpuffer (Lattkes). Die Kinder bekommen kleine Geschenke und Süßigkeiten, und auch das wohltätige Spenden für Andere nimmt einen wichtigen Raum im Familienfest ein.


[1]: "Tora"

[2]: "Tempel"

[3]: "Jerusalem"

[4]: "Dreidel"

Israelsonntag der Kirchen

Zwischen dem 17. Tammus und dem 9. Aw im jüdischen Kalender findet eine [Trauerperiode][1] von etwa drei Wochen statt, weil in dieser Zeit das jüdische Volk immer wieder von Katastrophen betroffen wurde: nach der Tradition wurden sowohl der erste als auch der zweite [Tempel][2] in [Jerusalem][3] [Jerusalem][3]  586 v.u.Z. bzw. 70 u.Z. am 9. Aw zerstört, außerdem fanden immer wieder [Pogrome][4] und Vertreibungen an diesem Tag statt. Die evangelischen Kirchen Deutschlands beziehen sich ebenfalls auf diese Ereignisse, wenn sie am 10. Sonntag nach Trinitatis (11. Sonntag nach Pfingsten) den „Israelsonntag“ begehen.

Vom Mittelalter bis in die 1960er Jahre hinein wurde dieser Tag „Judensonntag“ genannt. Lukas 19,41-48, das Weinen von Jesus über Jerusalem, war der übliche Lesetext. Dieser Abschnitt des Lukasevangeliums wurde so interpretiert, dass die Juden ihr Heiligtum, den Tempel, als Strafe für die Tötung ihres Messias verloren hatten, darum auch Jerusalem zerstört und das jüdische Volk in alle Welt zerstreut wurde. Früher wurde dieser Tag genutzt, um Juden – als vermeintlich einzig möglicher Weg zu ihrer Rettung – zur christlichen Taufe zu bewegen. Da dieser Weg freilich so gut wie nie gewählt wurde, waren Zwangsbekehrungen und Pogrome die Folge. Heute wird der Israelsonntag als Aufruf zur Buße und Umkehr an die Christen verstanden, die Schuld der Kirchen bei Verfolgung und Ermordung der Juden zu erinnern sowie Antisemitismus und Rassismus entgegen zu treten. Das Neue Testament und die Kirche werden nun als Teile der Glaubensgeschichte von Gott mit Gottes Volk gesehen. Dementsprechend wird jetzt meist Markus 12,28-34 als Evangeliumslesung gewählt, ein Text, in dem Jesus das „Schma Israel“, das Glaubensbekenntnis Israels, bekräftigt. Die liturgische Farbe ist Violett, die Farbe für Buße und die Bitte um Vergebung.


[1]: "Trauerperiode der drei Wochen"

[2]: "Tempel"

[3]: "Jerusalem"

[4]: "Pogrom"

Jom Haschoa

Dieser Gedenktag ist neueren Datums und wird seit 1951 in Erinnerung an die Opfer der [Schoa][1] (der Verfolgung und geplanten Judenvernichtung im Dritten Reich) und zu Ehren der Widerstandskämpfer in den Ghettos begangen. Während der Schoa (auch manchmal „Holocaust“ genannt) starben weltweit sechs Millionen Juden. Am Vormittag ertönen in Israel für zwei Minuten lang Sirenen, alle unterbrechen ihre Arbeit und das öffentliche Leben ruht. In der Gedenkstätte Yad Vashem wird an diesem Tag eine Gedenkzeremonie abgehalten.


[1]: "Schoa / Holocaust"

Jom Hasikaron

Der Jom Hasikaron (Deutsch: „Erinnerungstag“) geht der Feier des Unabhängigkeitstages (Jom Ha’azma’ut) voraus. Er erinnert an die gefallenen Soldaten des Unabhängigkeitskrieges von 1948 und an die Opfer des Terrorismus und gehört zu den neueren Feiertagen, die vor allem im Staat Israel begangen werden. Auf den Soldatenfriedhöfen finden Gedenkfeiern statt, ebenso Schweigeminuten für die Gefallenen der israelischen Armee.

Jom Ha‘azma’ut

An diesem Tag feiern Juden auf der ganzen Welt die Ausrufung der Unabhängigkeit des Staates Israel am 15. Mai 1948. Der Jom Hasikaron (Deutsch: „Erinnerungstag“) geht diesem Tag voraus. Dabei gilt jedoch der jüdische Kalender, der Feiertag fällt daher meist nicht mit dem 15. Mai zusammen. Die jüdischen New Yorker Musiker „The Maccabeats“ verarbeiten das Thema in „Yom Haatzmaut“, einem ihrer weniger bekannten Songs. Dieser enthält originale Filmausschnitte, die die damalige Erklärung der Unabhängigkeit sowie frühes Filmmaterial aus Israel zeigen. Die Liedzeilen sind an den Text der Unabhängigkeitserklärung angelehnt.

Jom Jeruschalajim

Der „Jerusalemtag“ ist ein neuer jüdischer Feiertag und erinnert an die Befreiung und Wiedervereinigung der Stadt Jerusalem im Jahre 1967. Damals hatte die israelische Armee im sogenannten Sechs-Tage-Krieg die Armeen Ägyptens, Jordaniens und Syriens besiegt, die geteilte Stadt wurde wieder vereint. Die sogenannte Klagemauer (= Westmauer des einstigen Tempels als dessen letztem baulichen Rest) kam zusammen mit der Altstadt Jerusalems unter israelische Kontrolle. Eine Ausnahme ist der Tempelberg selbst, dessen Verwaltung kurz nach der Eroberung Jerusalems der islamischen Religionsbehörde „Waqf“ übertragen wurde.

Jom Kippur

Auf [Rosh Ha-Shana][1] folgen zehn Bußtage, die mit Jom Kippur, dem Versöhnungstag, enden. In der jüdischen Tradition ist dies der wichtigste Feiertag des Jahres, denn an ihm wird die Sünde der Menschen von Gott vergeben. Der Versöhnungstag ist von Gedanken und Gebeten von Reue, Buße, Umkehr und eben Versöhnung mit Gott geprägt. Wer Jom Kippur traditionell feiert, fastet an diesem Tag. Auch die Körperpflege (mit Ausnahme des Benetzens der Hände und der Augen) wird unterbrochen. Vor dem [Synagoge][2]nbesuch entzündet man zu Hause ein Licht, das an die Verstorbenen erinnern soll und 24 Stunden lang brennt. Alle Gewänder und auch die Ausstattung der Synagoge sind in Weiß gehalten. Der gemeinsame Abendgottesdienst beginnt mit den Anfangsworten „Kol Nidre“, zu Deutsch „Alle Gelübde […]“, es folgt eine Erklärung, dass alle Gelübde und Schwüre nun nichtig sind. Die gesamte Nacht und der darauffolgende Tag sind dann verschiedenen Gebeten und Ritualen gewidmet. Zum Ende des eintägigen Fasten-Festes wird der Mondsegen im Freien erteilt. Es folgt das Fastenbrechen, das sogenannte „Anbeißen“, mit einem festlichen Mahl und Wünschen für ein gutes Jahr. 


[1]: "Rosch HaSchana"

[2]: "Synagoge"

Pessach

Das achttägige Pessachfest erinnert an den Auszug der Israeliten aus Ägypten und die vorangegangene Leidenszeit in der Sklaverei. Es wird im Frühjahr gefeiert, der traditionellen Zeit für die Ernte der Wintergerste. Bevor Pessach beginnt, findet in den Familien ein gründlicher Hausputz statt, der u.a. auch alles Gesäuerte aus den Wohnungen entfernt. Alle Küchengeräte werden ausgekocht, besonderes Geschirr wird hervorgeholt. Zum Pessachfest gehört die sogenannte Sederfeier, bei der die Geschichte vom Auszug aus Ägypten erzählt und besondere symbolträchtige Speisen gereicht werden. Ungesäuertes Brot (Mazzen) erinnert daran, dass die Israeliten keine Zeit hatten, das Brot aufgehen zu lassen, als sie überstürzt aus Ägypten flohen. Bitterkraut und Salzwasser erinnern an die Tränen, die man in Israel geweint hatte. Charosset, eine Mischung aus Äpfeln, Nüssen und Honig, hat eine ähnliche Farbe wie der Lehm, mit dem die jüdischen Sklaven Ziegel hatten formen müssen. Ein Knochen mit Fleisch daran dient der Erinnerung an das Opfer im Jerusalemer Tempel zu Pessach. Ein gekochtes Ei symbolisiert das Opfer, das man zum Wallfahrtsfest mitbrachte. Die Speisen werden mit Wein gesegnet. Neben dem Becher für den Propheten Elia kommt in manchen Familien noch ein Becher Wasser für Moses‘ Schwester Miriam hinzu, die nach der biblischen Tradition eine wichtige Rolle beim Auszug aus Ägypten gespielt hatte. Die gemeinsame Mahlzeit unterbricht das Vortragen der Texte, die dem Tag seine Bedeutung geben, die sogenannte Pessach-Haggada (auf Deutsch: Pessach-Erzählung). Eingeläutet wird das Verlesen der Texte durch vier Fragen beginnend mit den Worten „Ma Nischtana“, die das jüngste anwesende Kind stellt, und die dann durch Lesung und Erklärung beantwortet werden. Neben den symbolträchtigen Speisen und den wichtigen Texten zum Fest steht in vielen Familien auch der Gesang im Mittelpunkt. Typisch ist zum Beispiel das Lied „Dajenu“, das die göttlichen Geschenke an das Volk Israel beschreibt. Das am Ende jeder Zeile immer wiederholte Wort „Dajenu“ bedeutet „es wäre für uns genug gewesen“. Ausgesagt werden soll, dass schon ein einziges Wunder Gottes genügt hätte, Israel aus der Sklaverei zu retten, dass Gottes Wunder aber weit über ein einziges hinausgingen und hinausgehen.


Rezeptvorschlag für ungesäuertes Brot: 200 g Mazzenmehl (oder eine Mischung aus Weizenvollkorn und Gerstenvollkornmehl zu gleichen Teilen) sowie etwas Salz werden mit 50–80 ml Wasser verknetet, welches löffelweise dazugegeben wird. Der Teig wird in 5 bis 6 gleichgroße Portionen geteilt und rund ausgerollt. Anschließend wird das Brot im heißen Backofen bei 200 Grad knusprig gebacken.


Rezeptvorschlag für Charosset: Für das Fruchtmus werden zwei Äpfel geschält und gerieben und jeweils eine kleine Tasse gemahlene Mandeln, Nüsse und Rosinen untergemischt. Anschließend wird ein Esslöffel Honig hinzugegeben, etwas Zimt und Zitronensaft und gegebenenfalls Wasser, bis ein verstreichbarer Teig entsteht.

Purim

Beim Purimfest wird an die Rettung der Juden in Persien erinnert. Im biblischen Buch Ester wird erzählt, dass der persische Minister Haman versucht hatte, alle Juden in seinem Reich auszurotten. Ester aber, eine Jüdin, die mit dem persischen König verheiratet war, konnte durch Diplomatie und Geschick die Ränke des Ministers behindern und die Juden retten. Zu Purim gibt es eine Reihe von lokalen Bräuchen. Vielerorts kostümieren sich die Kinder und es werden Purimspiele aufgeführt, die die Geschichte der Königin Ester neu erzählen. Vermutet wird, dass die Tradition des Verkleidens vom christlichen Karneval beeinflusst ist, der etwa zeitgleich stattfindet. Zum Purimfest gehören auch Geschenke, festliche Speisen und Spenden für Arme. Typische kulinarische Spezialitäten sind die sogenannten Hamentaschen, dreieckige Gebäckstücke aus Kuchenteig gefüllt mit Mohn, Früchten, Rosinen, Mandeln oder anderen süßen Zutaten. Sie symbolisieren den dreieckigen Hut des persischen Ministers Haman, der von Ester besiegt wurde. Auch alkoholische Getränke sind an diesem Tag erlaubt, wird im biblischen Text doch auch von einem Fest- und Trinkgelage nach der Rettung der Juden gesprochen. In Israel werden die Umzüge und Feierlichkeiten zu Purim dann auch „Ad-lo-jada“ genannt, übersetzt „bis man nicht mehr weiß (was man tut)“. Geht man zum Purimfest in die [Synagoge][1], wird das biblische Buch Ester feierlich verlesen, während die Gemeinde jedes Mal, wenn der Name Haman verlesen wird, mit Ratschen klappert, rasselt, mit den Füßen stampft oder anders Lärm macht. Der oder diejenige, die vorliest, muss an diesen Stellen dann pausieren, denn beim Verlesen des heiligen Textes soll kein Wort verpasst werden.

 

Rezept für Hamentaschen:

Zutaten für den Teig: 375 g Mehl, 225 g Zucker, 175 g Butter oder Margarine in Zimmertemperatur, 1 Ei, jeweils 1 TL Vanillezucker, Natron, Salz

Zutaten für die Füllung: 160 g gemahlener Mohn, 60 g Zucker, 3 EL Honig, Saft 1 Zitrone, 100 ml Apfelsaft, 2 EL Rosinen


Zubereitung:

- Butter, Zucker, Vanillezucker schaumig schlagen

- Ei, Orangensaft nach und nach hinzugeben

- Mehl, Salz, Natron unterrühren

- aus dem glatten Teig eine Kugel formen, in Folie wickeln, 3-4 Stunden kühlen

- Backofen auf 175 Grad vorheizen

- Teig ausrollen, nicht zu dünn, Scheiben von circa 8 cm Durchmesser ausstechen

- Füllung in die Mitte

- von drei Seiten Ränder umklappen, sodass eine Dreiecksform entsteht, Ränder leicht andrücken

- auf Backpapier 15 Minuten bei 175 Grad backen


[1]: "Synagoge"

Rosch HaSchana

Mit dem Wunsch „Schana Towa“ („Ein gutes neues Jahr!“) wünscht man sich im Judentum am Neujahrstag Rosch HaSchana Glück für das, was kommt. Rosch HaSchana ist einer der höchsten Feiertage im jüdischen Kalender und soll an den Bund zwischen Gott und Gottes Volk Israel erinnern. Zum einen geht es dabei um den Dank für Gottes vergangenes Handeln, zum anderen auch darum, an den Bund zwischen Gott und den Menschen zu denken, der weiterhin gültig ist. Für Rosch HaSchana gibt es verschiedene persönliche und lokale Rituale, die den Tag als einen besonderen markieren. Manche gehen an ein fließendes Gewässer und werfen einen Stein oder ein Stückchen Brot hinein, um die Fehler des vergangenen Jahres hinter sich zu lassen. Anderswo öffnet man einen Granatapfel und verzehrt die vielen saftigen Kerne in der Hoffnung, dass das eigene Leben ebenso mit vielen guten Ereignissen und Taten gefüllt sein möge. Ein in Honig getauchter Apfel, der bei Tisch gereicht wird, verkörpert den Wunsch, dass das neue Jahr süß sein möge. Ein süßes frisch gebackenes Weißbrot, die Challe, wird als Kranz geformt und auf den Tisch gelegt, um der Hoffnung ein Bild zu geben, dass das neue Jahr „rund“ wird. Höhepunkt vieler Feiern, auch in der [Synagoge][1], ist das Blasen des [Schofar][2], des Widderhorns. Es erinnert an die geplante Opferung Isaaks durch Abraham im 1. Buch Mose der Hebräischen Bibel, die von Gott im letzten Moment verhindert wurde, oder auch an die Eroberung Jerichos oder an die Krönung eines Königs in Israel. Zu Rosch HaSchana soll es einen Weckruf darstellen, der die Menschen auf den Weg zu Gott zurückbringt.


Rezept für einen Süßen Challe-Kranz:

Zutaten: 250 ml handwarmes Wasser, 2 gehäufte TL Trockenhefe, 500 g Mehl Typ 550 (Weizen oder Dinkel), 7 Eigelbe, 50 g Zucker,

2 TL Salz, 90 ml Rapsöl, 1 Ei, jeweils 2 EL Sesamsaat und Mohn zum Bestreuen


Zubereitung:

- Mehl, Eigelbe, Zucker, Salz, Öl in große Schüssel geben und vermischen

- Trockenhefe und Wasser verrühren und hinzugeben

- alles verkneten bis sich der Teil vom Schüsselrand löst und einen Ball formen

- Schüssel mit Tuch bedecken und Teig ruhen lassen, bis er sich im Volumen verdoppelt hat

- kräftig kneten, Teil teilen und drei Rollen formen

- die drei Rollen an einem Ende zusammenlegen und einen Zopf flechten, das Ende wieder zusammendrücken (zum Schabbat wird das Challe-Brot eher länglich geformt, zu Rosh Hashana eher als ein Kranz)

- Ofen auf 175 Grad vorheizen

- Ei verquirlen, Brot / Kranz damit bestreichen, mit Samen bestreuen

- 20–25 Minuten backen

Das Brot hält sich einige Tage, wenn es luftdicht verschlossen aufbewahrt wird.


[1]: "Synagoge"

[2]: "Schofar"

Schabbat

Der Schabbat wird wöchentlich gefeiert. Er ist der Ruhetag, der Freitag bei Sonnenuntergang beginnt und am Samstagabend endet, und geht auf das biblische Gebot zurück, dass der Schabbat geheiligt bzw. gehalten werden soll. Das hebräische Wort „schabbat“ findet sich bereits im ersten Kapitel der Bibel, wenn es heißt, dass Gott am siebenten Tag der Schöpfung von allem ruhte und damit das göttliche Werk und damit die Welt vollendete. Vor Beginn des Schabbat, also Freitagabend, soll die [Synagoge][1] aufgesucht werden, wo der siebte Tag wie eine Person mit Psalmen und einem Lied begrüßt wird, das Israel als Bräutigam und den Schabbat als Braut darstellt („Lecha Dodi“). Zu Hause werden die Schabbatlichter festlich entzündet und u.a. Brot und Wein serviert. Wie in der Synagoge und zu Hause dann im einzelnen gefeiert wird, was beim Festmahl serviert wird, wie streng man persönlich die Schabbatruhe einhält, alles das orientiert sich an lokalen Gepflogenheiten und an den persönlichen Überzeugung in den jüdischen Gemeinschaften und Familien. In manchen Familien wird das Essen für den Schabbat vorbereitet und in Kochkisten warmgehalten, damit niemand am Ruhetag für die Speisen arbeiten muss. In manchen Hotels gibt es Aufzüge, die in jeder Etage anhalten, sodass keiner und keine einen Knopf drücken muss, um ein- oder auszusteigen. Viele moderne Juden verzichten an diesem Tag auf das Smartphone. Die dahinterstehende Idee ist, dass man sich an diesem Tag ganz Gott widmet und – wie es in der Bibel von Gott berichtet wird – am siebenten Tag der Woche ganz und gar ausruht. Wie genau das aussehen sollte, wurde und wird weiter diskutiert. So ist es immer erlaubt, Lebewesen zu retten, die in Gefahr sind, selbst wenn das mit „Arbeit“ zu tun hat, denn das Leben steht auch am Schabbat an erster Stelle. Der Schabbat wird normalerweise nach Einbruch der Nacht am Samstag beendet, Gebete und ein Synagogengang gehören für viele dazu. Wichtig ist dabei das Ritual der „Hawdala“ (Deutsch: „Unterscheidung“/„Trennung“), drei Segenssprüchen über Wein, Wohlgerüche und Licht, die symbolisch zwischen Feiertag und Werktag, zwischen heilig und nicht-heilig (profan), trennen sollen.


[1]: "Synagoge"

Schawuot

Schawuot, das Wochenfest, wird aus zwei Gründen begangen. Zum einen wurde in biblischer Zeit das „Fest der Erstlinge“ gefeiert. Im [Jerusalem][1]er [Tempel][2] wurden zu diesem Fest zwei Brote geopfert, die aus frisch geerntetem und gemahlenem Mehl hergestellt waren. Mit ihnen sollte Gott für die neue Ernte gedankt werden. Zum anderen wird an die Verkündung der Gebote, im weiteren Sinne an die Gabe der [Tora][3] an Mose auf dem Sinai erinnert, die die Verbindung zwischen Gott und Gottes Volk knüpfen. Die [Synagoge][4] wird an diesem Tag mit frischem Grün und besonderem Blumenschmuck versehen, um an die neue Ernte zu erinnern.


[1]: "Jerusalem"

[2]: "Tempel"

[3]: "Tora"

[4]: "Synagoge"

Simchat Tora

Freu‘ Dich an der Heiligen Schrift - das ist die Zusammenfassung vom Feiertag Simchat Tora, der am letzten Tag des jüdischen Laubhüttenfests [Sukkot][1] stattfindet. An diesem Abend liest man das Ende der Heiligen Schrift ([Tora][2]) öffentlich vor und danach sofort den Anfang. Die Idee dahinter ist, dass das Lesen der Heiligen Schrift nie endet. Im Laufe eines Jahres lesen gläubige Jüdinnen und Juden die Tora im Gottesdienst nämlich einmal komplett durch. Manche Gemeinde feiern Simchat Tora mit einem Umzug, bei dem die Torarollen aus dem [Toraschrein][3] in der [Synagoge][4] gehoben und fröhlich siebenmal durch die Synagoge getragen werden. Dabei werden Segenssprüche gesprochen.


Simchat Tora 2019 und 2021 wurden und werden in Thüringen besonders gefeiert. Die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland und das katholische Bistum Erfurt schenken der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen nämlich eine neue Tora-Rolle. Diese wird von [Sofer][5] Yaacobov, einem ausgebildeten Toraschreiber, Buchstabe für Buchstabe per Hand auf Pergament geschrieben. Am 23.10.2019 entstand der erste Buchstabe, am 30.9.2021 wird sie um 16.30 Uhr mit dem letzten Buchstaben beendet und danach feierlich in die Neue Synagoge der Landeshauptstadt getragen.


[1]: "Sukkot"

[2]: "Tora"

[3]: "Toraschrein"

[4]: "Synagoge"

[5]: "Sofer"

Sukkot

Das Laubhüttenfest Sukkot ist eines der drei jüdischen Wallfahrtsfeste, das an die biblische Wüstenwanderung nach dem Auszug aus Ägypten erinnern soll. Gleichzeitig ist es das „Fest des Einsammelns“ und ein Dankfest für die Ernte, vor allem für die Obst- und Weinernte. Typisch für dieses Fest ist der Feststrauß (Hebräisch: „Lulaw“) aus Zweigen der Dattelpalmen, Myrte und Bachweide sowie einer Zitrusfrucht (Hebräisch: „Etrog“). Dieses Gebinde wird auch im Gottesdienst in der [Synagoge][1] genutzt. Zu Sukkot wohnt man in selbstgebauten Hütten (Hebräisch: „Sukkot“), die im Garten oder Hof vor dem Haus oder sogar auf dem Balkon der Wohnung aufgestellt werden. Sie sollen das unsichere Leben versinnbildlichen, als das alte Israel durch die Wüste in das Gelobte Land zog. Diese Hütten sollen kein festes Dach besitzen, sondern sind mit Zweigen bedeckt. Das Dach soll so dicht sein, dass bei Tag im Inneren der Schatten überwiegt, bei Nacht aber die Sterne zu sehen sind. Die Hütten werden außerdem wohnlich gestaltet und besonders liebevoll geschmückt. Wohnt man in einer warmen Klimazone, wird die gesamte Woche in der Hütte verbracht, in kälteren Breiten werden dort nur die Mahlzeiten eingenommen. An vielen Tagen von Sukkot werden besondere Rituale durchgeführt, so am Tag „Schemini Azeret“ ein Gedenken an die Toten oder am Tag „Simchat Tora“ eine siebenfache Prozession der [Tora][2]rollen durch die Synagoge.


[1]: "Synagoge"

[2]: "Tora"

Trauerperiode der drei Wochen

Zwischen dem 17. Tammus und dem 9. Aw im jüdischen Kalender liegt eine Trauerperiode von etwa drei Wochen, weil in dieser Zeit das jüdische Volk immer wieder von Katastrophen betroffen wurde, die entweder das gesamte Volk oder einzelne Gruppen in ihrer Existenz bedrohten.

So wird am 17. Tammus mit einem Halbfastentag an die gewaltsame Überwindung der [Jerusalem][1]er Stadtmauern durch die römischen Truppen im Jahr 70 u.Z. erinnert. Sie begannen danach mit der Eroberung der Stadt, und zerstörten den zweiten Tempels am 9. Aw. Nach der Tradition wurde auch der erste [Tempel][2] im Jahre 586 v.u.Z. am 9. Aw zerstört. Auch andere katastrophale Ereignisse werden auf den 9. Aw datiert, so unter anderem die Ausweisung der Juden aus England im Jahre 1290 oder die Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahre 1492.

Die evangelischen Kirchen Deutschlands beziehen sich auf diese Ereignisse, wenn sie am 11. Sonntag nach Pfingsten den „[Israelsonntag][3]“ begehen.


[1]: "Jerusalem"

[2]: "Tempel"

[3]: "Israelsonntag der Kirchen"

Tu Bischwat

Das sogenannte „Neujahrsfest der Bäume“ ist ein nichtbiblischer Feiertag, es erinnert jedoch an das biblische Gebot, die Früchte von neugepflanzten Bäumen erst im fünften Jahr zu verzehren. Es fällt etwa in die Zeit, wenn in Israel die Regenperiode endet und die ideale Pflanzperiode beginnt. In Israel wird Tu Bischwat als nationaler Feiertag begangen, an dem Schulkinder und Erwachsene im ganzen Land neue Bäume pflanzen. Außerhalb von Israel bemühen sich jüdische Familien, Früchte zu verzehren, die auch in Israel wachsen, um an die Vegetation dort und das Land der Vorfahren und der Bibel zu erinnern.