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Haus Schulenburg

©Alexander Jörk

Vor 100 Jahren als Wohnsitz für die Familie Schulenburg konzipiert, ist Haus Schulenburg heute ein Museum, ein Veranstaltungsort und, wie schon damals, ein Gesamtkunstwerk. 1913/14 realisierte Henry van der Velde dieses Haus im Auftrag von Paul Schulenburg, ein erfolgreicher Textilfabrikant aus Gera, der van der Velde 1906 auf der Dresdener Kunstgewerbeausstellung kennenlernte und ein Speisezimmer bei ihm erstand. Nach den beiden Weltkriegen und einem Leerstand war das Haus in keinem guten Zustand. 1996 wird die Villa von Dr. Volker Kirstein erworben und mit viel Idealismus und Hartnäckigkeit originalgetreu rekonstruiert, wodurch sie heute wieder in alter Pracht erstrahlen darf. Seit 2007 stehen Haus und Garten unter Denkmalschutz.


Während des Themenjahrs „Neun Jahrhunderte Jüdisches Leben in Thüringen” (1.10.2020–30.9.2021) fanden zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen im Haus Schulenburg statt, die vergangenen und gegenwärtigen jüdischen Künstler*innen und Musiker*innen oder Interpreten jüdischer Musik eine Bühne boten. Auch über das Themenjahr hinaus bleibt Haus Schulenburg als Veranstaltungsort rund um jüdische Kunst und Musik erhalten.


Website Haus Schulenburg
Digitaler 360º Rundgang im Haus
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Anatoli Kaplan - 30 Lithografien zu „Stempenju“ - 25 Buchpublikationen aus ost- und westdeutschen Verlagen (1967-1990) zum künstlerischen Schaffen

Die Ausstellung findet im Rahmen des Themenjahres „Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen“ statt. Kaplans Umfeld in der Kindheit war nicht unähnlich dem von Marc Chagall, der eine Generation früher, 1887, geboren wurde. Auch wenn das Leben der beiden Künstler sehr unterschiedlich verlief, so haben sie in ihrem Werk doch viel gemeinsam. Vor allem die jüdische Schtetl-Gestalten und -Szenen spielen bei beiden eine große Rolle, ebenso die autobiographischen Bezüge. Auf der Akademie wurde Kaplan in erster Linie als Maler ausgebildet. Weil er damit in den Jahren danach sein Brot nicht verdienen konnte, musste er alle möglichen Aufgaben übernehmen. Dadurch erwarb er sich Routine auch in dekorativen und plakativen Arbeiten sowie in unterschiedlichsten Techniken samt dem Umgang mit Schrift und Ornamenten. Im Jahr 1937 erhielt er den Auftrag des Leningrader Ethnographischen Museums, für die jüdische Sektion eine Serie von Lithographien zu schaffen. In der Experimentierwerkstatt des Leningrader Künstlerverbandes, erlernte Kaplan systematisch die Techniken der Druckgrafik. Er entwickelte auch eigene Verfahren. Seinen ersten Lithographie-Zyklus (1937–1940) nannte er „Kasrilewke“ (nach einem Dorf in einer Erzählung von Scholem Alejchem). Der Krieg brachte einen harten Einschnitt in Kaplans künstlerisches Wirken. Erst 1944, nach der Rückkehr aus der Evakuierung im Ural, konnte er seine Arbeit wieder aufnehmen. Er begann sofort mit einem Lithographien-Zyklus über die Leiden seiner Stadt. 1946 erschien die Mappe „Leningrad in den Tagen der Blockade“. Kaplan führte die Bildfolge bis zum Ende der fünfziger Jahre weiter und bezog den Wiederaufbau ein. Ab 1953 konzentrierte sich Kaplan wieder ganz auf jüdische Themen. Damit eckte er ständig und ernsthaft bei den sowjetischen Kulturbehörden an. Unter den Werken dieser Epoche sind besonders bemerkenswert die Illustrationen zu „Jüdische Volkslieder“ von Dmitri Schostakowitsch, zu Scholem Alejchems „Tewje, der Milchmann“, „Der behexte Schneider“ und „Stempenju“ und zu Mendele Moicher Sforims „Fischke der Lahme“.
Ab 1967 schuf Kaplan vor allem Keramiken und Skulpturen, darunter einen bemerkenswerten Satz von Gestalten aus Gogols Roman „Die toten Seelen“. In Formen und Farben beweist er einen phantastisch-spielerischen Umgang mit dem Material. Grundlage der Ausstellung ist die Mappe „Stempenju“ mit 30 großformatigen Originallithographien, die 1968 im Verlag der Kunst in Dresden herausgegeben wurde. Ergänzt wird die Ausstellung durch ein Konvolut von 25 - nahezu allen deutschsprachigen – Publikationen zum Schaffen Kaplans (Zeichnungen, Keramik, Grafik) aus den Jahren 1967 – 1990. Die Publikationen, die in ostdeutschen Verlagen erschienen (Reclam-Verlag, Verlag der Kunst Dresden, Insel-Verlag, Gustav Kiepenheuer Verlag) wurden oft als Lizenzausgaben von westdeutschen Verlagen übernommen (Hanser, Büchergilde Gutenberg) – Beispiele für die seltenen „innerdeutschen“ Kunstprojekte.