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Heiligenstadt

Ein prächtiger Bau mit den üblichen Verhunzungen durch die moderne Bauindustrie, das war die Synagoge in Heiligenstadt im Jahr 2010. Unter dem Dämmputz versteckte sich eine Klinkerfassade. Sicherungsmaßnahmen ein Jahr vor dem Abriss.

Pogromnacht, Krieg, DDR und Verfall überstanden– nur nicht die Verwaltungen des 21. Jahrhunderts


Nachdem sich ab 1800 wieder Juden in der Heiligenstadt ansiedeln durften, waren sie 1873 in der Lage, ein Haus zu erwerben und es zur Synagoge umzubauen. Ein großer dreigeschossiger Bau mit einer (später verputzten) Klinkerfassade und einem repräsentativem Portal. In der Pogromnacht löschten Nachbarn das Feuer, da sie um ihre Häuser fürchteten, zu DDR-Zeiten ward ein Wohnhaus daraus, und noch 2010 waren sich Stadtverwaltung, Denkmalpflege und der Investor eines dort geplanten Einkaufszentrums einig, dass das Gebäude zu erhalten sei. Es wurden Sicherungsmaßnahmen vorgenommen.


Ein Jahr später hatte sich die Synagoge der Stadt in Schutt und Staub aufgelöst.



Gegen den Widerstand einiger weniger, wie Stadtrat Heinz Funke, der den nicht angekündigten Abriss als „Respektlosigkeit“ und „Schande für Heiligenstadt“ bezeichnete, wurde am 7.9.2011 ein ganzes Stadtquartier in Staubwolken gehüllt.


Offenbar sollte es so schnell gehen, dass auf die Kriterien eines fachgerechten Abrisses und die Gesundheit der Anwohner keine Rücksicht genommen werden konnte. Die Denkmalbehörden hatten überraschend eingewilligt.


Irreale Aufnahmen von einem Abriss mitten in einer Stadt, widersprüchliche Stellungnahmen, überstürzte Maßnahmen.


Fotografie ©: Jan KobelFotografie ©: Jan Kobel